Medical Gaslighting: darum ist das Körpergefühl so wichtig
Vielleicht hast du es selbst schon erlebt: Du schilderst deine Beschwerden, doch statt Verständnis bekommst du ein Schulterzucken oder den Satz „Das ist sicher nur Stress“. Dieses Phänomen nennt man Medical Gaslighting – wenn Symptome heruntergespielt oder angezweifelt werden, obwohl du genau spürst, dass etwas nicht stimmt. Lass uns gemeinsam verstehen, wie Medical Gaslighting entsteht, warum es so häufig vorkommt und wie du lernst, wieder auf deine innere Stimme zu vertrauen.
Was versteht man unter Medical Gaslighting?
Der Begriff „Gaslighting“ meint ursprünglich eine Form der psychologischen Manipulation: Jemand bringt eine andere Person dazu, ihren Wahrnehmungen, Erinnerungen oder Empfindungen zu misstrauen. Gaslighting geht zurück auf das Theaterstück Gas Light (1938) von Patrick Hamilton und die darauf basierenden Filmfassungen. Im Jahr 1944 erschien eine besonders populäre Verfilmung – darin manipuliert ein Mann seine Ehefrau systematisch in ihrem Wahrnehmen, bis sie glaubt, ihr Verstand spiele ihr Streiche. In der medizinischen Fachwelt wurde daraus der Begriff „Medical Gaslighting“ – er beschreibt Situationen, in denen Ärzte Beschwerden herunterspielen oder nicht ernst nehmen. Betroffene zweifeln dann an sich selbst und fragen sich, ob ihre Symptome wirklich „real“ sind, obwohl ihr Körper längst klare Signale sendet.
Wen trifft das Medical Gaslighting besonders?
Grundsätzlich kann jeder von dem Phänomen betroffen sein, der medizinische Hilfe sucht. Allerdings erleben bestimmte Gruppen Medical Gaslighting deutlich häufiger. Frauen berichten oft, dass ihre Beschwerden verharmlost oder auf Hormone, Stress oder schlicht auf eine empfindsame Art geschoben werden. Eine Studie gab wichtige Hinweise in Bezug auf sogenannte Vulvovaginalbeschwerden – also Problemen mit den äußeren weiblichen Geschlechtsorganen und der Vagina. Statt eingehende Untersuchungen erhielten Frauen etwa den Ratschlag „Entspannen Sie sich“. Medical Gaslighting tritt unter anderem im Zusammenhang mit Erkrankungen auf, bei denen es zu unspezifischen oder schwer messbaren Symptomen kommt, wie Endometriose. Menschen mit chronischen Schmerzen, Long Covid oder ME/CFS erleben ebenfalls häufig, dass ihnen nicht geglaubt wird. Untersuchungen zeigen, dass People of Color, LGBTQ+-Personen und Menschen mit Behinderungen besonders unter Medical Gaslighting leiden. Sie berichten überdurchschnittlich oft davon, nicht ernst genommen oder vorschnell beurteilt worden zu sein.
Kurzum: Medical Gaslighting trifft besonders diejenigen, deren Beschwerden nicht ins Schema passen – genau deshalb ist es so wichtig, dass du Vertrauen in dein Körpergefühl hast.
Die Folgen von Medical Gaslighting
Am Anfang bist du vielleicht beruhigt und denkst dir: Gut, dass ich mich geirrt habe. Halten deine Beschwerden aber weiter an, beginnst du womöglich deinem eigenen Körper zu misstrauen. Plötzlich zweifelst du: „Spüre ich wirklich Schmerzen oder bilde ich mir das nur ein?“ Genau jetzt kommt das Dilemma: Dein Körper sendet dir mit den Symptomen eine Botschaft, auf die du reagieren sollst. Dir wird aber vom Arzt transportiert, dass das nicht nötig sei. Langfristig kann Medical Gaslighting zu einer echten Gesundheitsgefahr werden: Deine Beschwerden können zunehmen die Diagnose rückt in weite Ferne und deine Lebensqualität leidet. Medical Gaslighting hinterlässt auch psychische Spuren. Du kannst dich gestresst und unsicher fühlen, vielleicht hinterfragst du nun ständig deine eigene Wahrnehmung.
Gut zu wissen!
Viele Betroffene scheuen sich durch das Medical Gaslighting, ihre Beschwerden offen anzusprechen. Außerdem verlieren sie oft nach und nach das Vertrauen in die Ärzte und das Gesundheitssystem.
Warum kommt es zum Medical Gaslighting?
Vielleicht hast auch du dich schon einmal in einer solchen Situation wiedergefunden und gibst dem Arzt die Schuld dafür – dein Ärger ist verständlich. In der Regel „gaslighten“ Ärzte aber nicht aus böser Absicht heraus.
Medical Gaslighting entsteht vielmehr aus folgenden Gründen:
· Schwer messbare Symptome: Manche Beschwerden können Ärzte nicht mit einem Bluttest oder per Ultraschall belegen beziehungsweise erklären. Dann ziehen sie manchmal psychische Ursachen als Erklärung heran.
· Stressiger Praxisalltag: Wenn es in der Praxis drunter und drüber geht, bleibt wenig Zeit für ein ausführliches Gespräch. Dann kannst du die Erfahrung machen, dass deine Beschwerden schneller abgetan werden.
· Unterschiedliche Kommunikation: Männer und Frauen beschreiben Schmerzen oft unterschiedlich. Als Frau beschreibst du die Beschwerden vielleicht als „Ziehen“ oder „Pochen“, als Mann sprichst du manchmal schlichtweg von „Schmerzen“.
· Unsicherheit der Ärzte: Bei komplizierten Diagnosen versuchen Ärzte natürlich trotzdem eine Erklärung zu finden, diese kann aber auf vorschnellen Annahmen beruhen.
· Bewusstsein fehlt: Einige Ärzte wissen gar nicht, wie ihr Verhalten bei Betroffenen ankommt und wie verunsichernd das Abtun der Beschwerden ist.
So erkennst du Medical Gaslighting im Praxisalltag
Oft zeigt sich Medical Gaslighting schon in kleinen Momenten: Du erklärst deine Beschwerden und das Gegenüber hört kaum zu, wechselt schnell das Thema oder gibt dir sofort eine psychische Erklärung. Sätze wie „Das ist doch nichts“ oder „Das bilden Sie sich ein“ tauchen immer wieder auf. Manchmal kommt es sogar zu herablassenden Äußerungen, etwa: „Mit dem Übergewicht ist das doch klar.“ Wenn du nach jedem Termin das Gefühl hast, selbst an deinen Symptomen zweifeln zu müssen, ist das ein klares Zeichen: Dein Körpergefühl wird nicht ernst genommen.
Folgende Sätze können (aber müssen nicht) auf Medical Gaslighting hindeuten:
· „Das ist doch alles ganz normal.“
· „Sie übertreiben das sicher ein bisschen.“
· „Das ist sicher nur Stress/Einbildung.“
· „Da kann man nichts machen.“
· „Das haben viele, das ist kein Grund zur Sorge.“
· „Vielleicht müssen Sie sich einfach mehr entspannen.“
Solche Formulierungen sind nicht automatisch böswillig gemeint, können aber das Gefühl erzeugen, dass deine Beschwerden nicht ernst genommen werden. Achte darauf, wie oft solche Sätze auftauchen und wie sie dich fühlen lassen.
Mit diesen Tipps reagierst du auf Medical Gaslighting beim Arzt
Wenn du merkst, dass deine Beschwerden nicht ernst genommen werden, kannst du aktiv etwas tun. Das solltest du auch, um deine Verbindung zu deinem Körpergefühl nicht zu verlieren. Mit folgenden Strategien behältst du dein Körpergefühl und deine Selbstsicherheit:
· Vertraue deinem Körper: Du spürst genau, wenn etwas nicht stimmt. Notiere Symptome, Intensität und Zeitpunkt – so bleibst du nah an deinem Körpergefühl.
· Dokumentiere Gespräche: Schreibe auf, was Ärzte sagen und welche Tests gemacht werden. Das hilft dir, den Überblick zu behalten und Muster zu erkennen.
· Bereite dich auf den Arzttermin vor: Überlege vorher, was dir wichtig ist, und formuliere klare Fragen: „Welche Ursachen könnte das haben?“ oder „Welche Tests könnten wir machen?“
· Sprich es offen an: Wenn du das Gefühl hast, nicht ernst genommen zu werden, sage ruhig: „Ich fühle mich gerade nicht richtig verstanden.“ Oft reicht das schon, um die Richtung im Gespräch zu verändern.
· Hol dir eine zweite Meinung: Es ist völlig in Ordnung, eine weitere Praxis oder einen anderen Spezialisten aufzusuchen – besonders bei anhaltenden Beschwerden.
· Suche Unterstützung: Rede mit Freunden oder Betroffenen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das stärkt dein Gefühl, ernst genommen zu werden.
Natürlich kannst du das ärztliche Gespräch auch jederzeit abbrechen, wenn du das Gefühl hast, dass es in eine falsche Richtung geht oder wenn du dir nicht genügend Gehör verschaffen kannst. Wechselst du den Arzt oder holst du dir eine Zweitmeinung ein, sprich in der Praxis direkt an, dass du dich bisher nicht verstanden gefühlt hast. Das hilft dem Mediziner, näher auf dich einzugehen. Nimm am besten Notizen mit, was bisher alles gesagt und gemacht wurde – so startest du nicht wieder von Neuem.
So stärkst du dein Körpergefühl
Niemand weiß, wie es ist, in deiner Haut zu stecken, auch Ärzte nicht. Deshalb ist es wichtig, dass du den Zugang zu deinem Körper nicht verlierst. Oft sind es nicht nur die Symptome, sondern eine Art innere Stimme, die uns verrät, dass etwas nicht stimmt. Das ist jedoch einfacher gesagt als getan, wenn du in deiner Vergangenheit häufig nicht ernst genommen wurdest. Doch keine Sorge: Du kannst dein Körpergefühl trainieren – je mehr du es wahrnimmst, desto leichter fällt es, zukünftiger wieder Beschwerden früh zu erkennen. Wie wäre es mit kleinen Übungen, zum Beispiel einem bewussten Atmen oder einem Symptom-Tagebuch. Du kannst auch mit Meditation, Yoga oder anderer Bewegung wieder ein Gespür für deinen Körper entwickeln. Mein persönlicher Tipp: Lade dir eine Achtsamkeits- oder Meditationsapp herunter. Hier kannst du tägliche „Gefühls-Check-ins“ machen.
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Neben Achtsamkeit, Bewegung und kleinen Übungen können bestimmte Nährstoffe deinen Alltag unterstützen. B-Vitamine spielen eine Rolle für das Nervensystem, den Energiestoffwechsel und die Zellfunktion – kurz gesagt: Sie sind wichtig, um den Körper im täglichen Rhythmus zu begleiten. Da dein Körper B-Vitamine nur begrenzt speichert, solltest du sie regelmäßig mit Lebensmitteln aufnehmen. Deine Versorgung kannst du außerdem mit gezielten Nahrungsergänzungsmitteln aufstocken. Wie wäre es zum Beispiel mit unserem Arktis Vita B Active? Damit erhältst du unseren hochdosierten Vitamin-B-Komplex mit aktivierten Verbindungen. In Kapselform hast du die praktische Ergänzung im Alltag auf Wunsch immer mit dabei.
Quellen
What to do about medical gaslighting - Harvard Health
Nearly Half of LGBTQ People Report Experiencing Medical Gaslighting
Medical Gaslighting in der Arztpraxis
Medical Gaslighting: What It Is & 10 Signs
How to Spot Medical Gaslighting and What to Do About It
Broken down by bias: Healthcare biases experienced by BIPOC and LGBTQ+ patients - PMC