DIE WICHTIGSTEN IMMUNSYSTEM-MYTHEN IM CHECK

DIE WICHTIGSTEN IMMUNSYSTEM-MYTHEN IM CHECK

Wir alle kennen Mythen – sie halten sich oft hartnäckig, obwohl sie manchmal nicht ein Fünkchen Wahrheit besitzen. Heute möchte ich mir mit dir die wichtigsten Mythen rund um das Immunsystem ansehen: Was ist davon wahr und was können wir aus unserem Gedächtnis streichen?

Warum wir Mythen so viel Glauben schenken

Die Welt steckt voller Mythen, viele davon beziehen sich auch auf unsere Gesundheit. Bestimmt hast auch du dich bei einem klassischen Satz wie: „Kaltes Duschen stärkt das Immunsystem“ schon einmal gefragt, ob das tatsächlich so ist. Oft schenken wir dem Wahrheitsgehalt aber keine Aufmerksamkeit und nehmen den Mythos einfach so hin, wie er ist. Doch warum ist das eigentlich so? In vielen Fällen halten sich Mythen hartnäckig, weil viele Menschen in unserem Umfeld davon überzeugt sind. Gerade wenn uns vertraute Menschen von etwas berichten, muss es doch wahr sein, oder nicht? Außerdem spielt dabei sicherlich die Hoffnung ein Stück weit mit. Menschen sind in der Regel hoffnungsvolle Wesen. Wir glauben daran, dass wir mit unserem Tun vieles beeinflussen können. Hand aufs Herz: Es ist einfach schön zu glauben, dass wir mit kleinen Tricks die Gesundheit pushen können. Glücklicherweise ist das auch in vielen Fällen so, aber eben nicht in jedem.

Geklärt: Immunsystem-Mythen im Check

Das Immunsystem ist gut erforscht. Wir wissen, dass unsere körpereigene Abwehr komplex ist und auf viele Akteure zählt. Auch wenn die Funktionsweise grundsätzlich gleich ist, besitzt nicht jeder Mensch die gleiche Effektivität bei Abwehrmaßnahmen. Genau das schafft Platz für Mythen. Lass uns nun gemeinsam überprüfen, was an den meist ausgesprochenen Mythen dran ist.

1.     Mythos: Vitamin C verringert die Erkältungsgefahr

Diesen Mythos kennt jeder von uns. Wir schenken ihm insbesondere in der Erkältungszeit viel Aufmerksamkeit. Zum Beispiel, indem wir uns eine heiße Zitrone machen oder Zitrusfrüchte auf den Speiseplan für den Winter setzen. Auch Erkältungsmedikamente sind häufig mit Vitamin C versetzt. Eigentlich spricht alles dafür, dass dieser Mythos wahr ist. Die bittere Wahrheit: Mittlerweile sind sich Experten einig, dass Vitamin C Erkältungen nicht vorbeugt ­– das zeigen auch Studien. Was wäre die Wissenschaft, wenn sie nicht auch eine Ausnahme parat hätte. Personen, die Extremsport betreiben, können mit der vorbeugenden Einnahme von Vitamin C scheinbar wirklich ihr Erkältungsrisiko reduzieren. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen zum Beispiel bei Marathonläufern, dass sie nur halb so oft eine Erkältung erleiden, wenn sie vor ihrer körperlichen Belastung zwei bis drei Wochen Vitamin C einnehmen. Für uns Normalos gibt es aber auch einen Hoffnungsschimmer. Wer vorbeugend Vitamin C einplant, kann die durchschnittliche Erkältungsdauer von sieben Tagen auf 6-6,5 verkürzen.[1]

Gut zu wissen!

Unabhängig von der Wirkung bei Erkältungen ist Vitamin C sehr wichtig für das Immunsystem. Der Nährstoff unterstützt weiße Blutkörperchen dabei, Krankheitserreger abzuwehren. Außerdem sind die Antikörper produzierenden Immunzellen auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin C angewiesen.

2.     Mythos: Die Hände zu desinfizieren ist besser als sie nur zu waschen

Bis zu 10 Millionen Bakterien tummeln sich durchschnittlich auf einem Quadratzentimeter Haut – alleine auf den Händen finden sich mehr als 150 verschiedene Arten.[2] Doch kein Grund zur Panik, viele von ihnen sind uns freundlich gesinnt und halten die schlechten Keime in Schach. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist das Desinfizieren der Hände wieder populär. Bei hochansteckenden Krankheiten ist die Desinfektion tatsächlich ratsam. Schließlich verringert eine ordentlich durchgeführte Desinfektion die Keimbelastung auf 0,001 %, das übliche Waschen mit Seife nur auf 1%. Trotzdem ist der Mythos falsch, dass die Händedesinfektion grundsätzlich besser als das normale Waschen ist. Das ständige Einreiben mit Desinfektionsmittel tötet gute Bakterien ab, die in der Hautflora leben. Außerdem kann es die Hände austrocknen und Hauterkrankungen wie Neurodermitis verschlimmern. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät deshalb dazu, Desinfektionsmittel in Privathaushalten nur anzuwenden, wenn ein erhöhtes Ansteckungsrisiko zum Beispiel bei immungeschwächten Patienten besteht oder eine hochansteckende Erkrankung vorliegt.[3]

3.     Mythos: die Grippeimpfung schützt sehr effektiv vor Grippe

Grippeviren sind wahre Chamäleons. Sie mutieren und deshalb muss auch der Impfstoff ständig angepasst werden. Es ist also kein Geheimnis, dass eine Impfung nicht jahrelang vor einer Grippe schützt, sondern dass du dir den Picks jedes Jahr neu abholen musst. Doch wusstest du, dass die Impfung gar nicht so effektiv ist, wie viele meinen? Ein Forscherteam stellte fest, dass die Grippeimpfung wahrscheinlich nur etwa 60 % der Grippe-Erkrankungen einen Strich durch die Rechnung macht.[4] Auch wenn das auf den ersten Blick ernüchternd klingt, ist das kein Grund, nicht mehr zur Grippeimpfung zu gehen. Bei einer großen Grippewelle sind 60 % verhinderte Erkrankungen nämlich eine ganze Menge – das kann entscheidend zur Eindämmung beitragen.

4.     Mythos: Stress beeinflusst das Immunsystem negativ

Es klingt irgendwie zu abstrakt und nur wenig einleuchtend, dass Stress dem Immunsystem zusetzt. Forschern ist es aber tatsächlich gelungen, die Wirkung von Stress auf die körpereigene Abwehr nachzuweisen. In einer Untersuchung an Mäusen zeigten sie, dass unterschiedliche Hirnregionen die Verteilung von Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Organismus bei akutem Stress beeinflussen. Durch die Leukozytenverschiebung stellt sich auch die Krankheitsanfälligkeit anders dar. Interessant ist auch, dass akuter Stress die angeborene Immunität prägt, indem er die Neutrophile (spezialisierte Immunzellen) umprogrammiert. Zusammengefasst beeinflusst Stress also die Neuronen im Zwischenhirn, es kommt zu einer Verschiebung von weißen Blutkörperchen und die notwendigen Abwehrzellen schaffen es nicht mehr so gut wie geplant, Viren abzuwehren.[5] Dieser Mythos ist also wahr.

5.     Mythos: Kälte schwächt das Immunsystem

Es ist wie verhext: Sobald es draußen kälter wird, klopfen die Erkältungen wieder an die Tür. Ist es wirklich wahr, dass die Kälte Hauptverursacher von Erkältungen ist? Nicht ganz, denn es sind immer noch die Viren, die Erkältungen auslösen und nicht die Kälte direkt. Allerdings ziehen sich periphere Blutgefäße im Körper zusammen, um den Organismus vor Kälte zu schützen. Das kannst du an kalten Händen und Füßen beobachten. Selbst die Schleimhäute der Lunge sind davon betroffen. Durch die schlechtere Durchblutung tummeln sich weniger Immunzellen im Blut – Viren haben nun leichteres Spiel. Daher gilt das Gleiche wie in Kindheitstagen: Nicht mit nassen Haaren vor die Tür gehen und warm anziehen. 

6.     Mythos: Je mehr Sport, desto besser

Bewegung ist wichtig für den Körper. Dadurch kommt die Verdauung in Schwung, der Körper wird besser durchblutet und das Herzkreislaufsystem trainiert. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, 150-300 Minuten moderate Ausdauerbelastung pro Woche.[6] Joggen, Radfahren, Schwimmen oder andere Sportarten sind also grundsätzlich sinnvoll. Viel hilft aber nicht unbedingt viel. In Studien zeigte sich, dass das Immunsystem durch exzessiven Sport geschwächt werden kann. Doch wie sieht zum Beispiel ein immunfreundliches Joggen aus? Beim Laufsport ist scheinbar ein Trainingsumfang zwischen 15 und 25 km wöchentlich, verteilt auf 3-4 Einheiten, empfehlenswert.[7] Ganz wichtig: Plane danach genügend Zeit für die Regeneration ein und trainiere niemals, wenn du eine starke Erkältung oder Grippe hast!

Fitness für dein Immunsystem

Heute haben wir gelernt, dass viele Mythen doch ein Fünkchen Wahrheit besitzen. Wichtig bleibt jedoch, die Empfehlungen individuell an deine Lebenslage anzupassen und dabei darf natürlich auch die gesunde Ernährung nicht fehlen. Versorge deinen Körper mit ausreichend Nährstoffen, indem du viel Obst und Gemüse einplanst. Eventuell bestehende Nährstofflücken kannst du mit hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln füllen. Da wäre zum einen unser Vita C, eine hervorragende Quelle für Vitamin C. Natürlich darf auch ein hochwertiges Vitamin D Präparat nicht fehlen, denn auch das Sonnenvitamin steht dem Immunsystem zur Seite. Das letzte Produkt ist das Colostrum (flüssig/Kapselform). Bei Colostrum handelt es sich um die wertvolle Erstmilch von Säugetieren, die voller Vitamine, Mineralien, Wachstumsfaktoren, Aminosäuren und Immunglobuline steckt.

 

[1] Hemilä H, Chalker E. Vitamin C for preventing and treating the common cold. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 1. Art. No.: CD000980. DOI: 10.1002/14651858.CD000980.pub4. Accessed 08 October 2022.

[2] Fierer N, Hamady M, Lauber CL, Knight R. The influence of sex, handedness, and washing on the diversity of hand surface bacteria. Proc Natl Acad Sci U S A. 2008 Nov 18;105(46):17994-9. doi: 10.1073/pnas.0807920105. Epub 2008 Nov 12. PMID: 19004758; PMCID: PMC2584711.

[3] Desinfektionsmittel - infektionsschutz.de

[4] Demicheli V, Jefferson T, Ferroni E, Rivetti A, Di Pietrantonj C. Vaccines for preventing influenza in healthy adults. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 2. Art. No.: CD001269. DOI: 10.1002/14651858.CD001269.pub6. Accessed 08 October 2022.

[5] Poller, W.C., Downey, J., Mooslechner, A.A. et al. Brain motor and fear circuits regulate leukocytes during acute stress. Nature 607, 578–584 (2022). https://doi.org/10.1038/s41586-022-04890-z

[6] BAB_3_2021_91_93.pdf (bayerisches-aerzteblatt.de)

[7] Sport und Immunsystem (aerzteblatt.de)