Kann Stress Entzündungen verursachen?

Kann Stress Entzündungen verursachen?

Stress schlägt im Körper Alarm. Das ist in manchen Situationen wie beim Sport oder bei Prüfungen durchaus erwünscht, denn dadurch haben wir Zugriff auf Energiereserven, sind wacher und konzentrierter. Langfristiger Stress schadet aber mehr, als er hilft, darin sind sich Experten einig. Der gesamte Organismus, vor allem das Herz-Kreislaufsystem, nehmen durch die ständige Alarmbereitschaft Schaden. Weitere negative Effekte können Entzündungen sein. Doch wie sind hier die Zusammenhänge und was kann man tun, um stressbedingte Entzündungen zu vermeiden?

Was passiert im Körper bei Stress?

Stress ist eine natürliche Reaktion im Organismus, die das Überleben sichert. Wer sich kurzzeitig gestresst fühlt, kann mehr leisten und Herausforderungen einfacher bewältigen. In grauer Vorzeit haben Stressreaktionen Menschen dabei geholfen, sich blitzschnell auf Kampf oder Flucht einzustellen. Doch was passiert eigentlich, wenn wir Stress empfinden? In diesen Situationen übernehmen Hormone das Ruder. Mit den freigesetzten Stresshormonen Noradrenalin und Adrenalin steigen der Blutdruck und der Blutzuckerspiegel an. Du merkst, dass dein Herz schneller schlägt, außerdem erweitern sich deine Bronchien, damit mehr Sauerstoff in deinen Körper gelangt. Ein weiteres Hormon, nämlich Kortisol, ist ebenfalls an der Stressreaktion beteiligt – es hebt den Blutdruck und den Blutzucker an und wirkt auf den Gehirnstoffwechsel ein. Wie du weißt, ist dein Organismus stets um ein Gleichgewicht bemüht. Das Hormon Dehydroepiandrosteron, kurz DHEA, sorgt als Gegenspieler von Kortisol dafür, dass das Stresssystem in geordneten Bahnen verläuft.

Gut zu wissen!

Bei ständig gestressten Menschen schüttet der Körper permanent Kortisol aus. Der anhaltende Alarmzustand begünstigt dann beispielsweise Herzerkrankungen wie eine chronische Herzmuskelschwäche.

Stress führt über eine erhöhte Nervenaktivität zu Entzündungen

Stress und Entzündungen haben einige Gemeinsamkeiten. Beide sind natürliche Reaktionen des Körpers und sind grundsätzlich nicht schlecht. Das gilt auch für Entzündungen, die einen wichtigen Abwehrmechanismus als Reaktion auf eine Gewebeschädigung darstellen – das kann ein Splitter im Finger oder ein Krankheitserreger sein. Entzündungen können aber auch völlig ohne eine vorherige Konfrontation mit Keimen entstehen, nämlich durch Stress. Die genauen Zusammenhänge haben Wissenschaftler an beinahe 300 Erwachsenen mittleren Alters näher unter die Lupe genommen. Sie stellten fest, dass bei denjenigen Studienteilnehmern, die sich stark gestresst fühlten, die Nervenaktivität einer bestimmten Gehirnregion erhöht war: der Amygdala. Vielleicht kennst du die Amygdala eher unter ihrem Alternativnamen „Mandelkern“. Als Bestandteil des limbischen Systems und des emotionalen Gehirns lässt die Amygdala die emotionale Bewertung von Situationen zu: Hier findet beispielsweise die Verarbeitung von Angst statt. Steht der Körper unter Stress, erreichen Signale von hier aus scheinbar Körperregionen wie das Knochenmark, was zu einer vermehrten Produktion von Entzündungsstoffen führen kann. Unter anderem mit Gehirnscans zeigten die Wissenschaftler, dass eine überaus aktive Amygdala mit einer gesteigerten Konzentration von „entzündungsfreundlichen“ Substanzen einherging.

Stress kann chronisch-entzündliche Darmerkrankungen verschlimmern

Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa berichten unter Stress häufiger von Krankheitsschüben, und tatsächlich: Dauerstress kann die Erkrankungen verschlimmern. Auch hier haben sich Wissenschaftler auf die Suche nach den genauen Zusammenhängen gemacht, ebenfalls mit Erfolg. An einem Mausmodell konnten sie beweisen, dass der erhöhte Spiegel an Glucocorticoiden, also Stresshormonen, die Neuronen und Gliazellen des Darmnervensystems beeinflusst. Zur Erklärung: Gliazellen sind spezialisierte Zellen, die eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Immunsystems im Darm spielen. Dadurch, dass die Stresshormone im Darmnervensystem „mitmischen“, entsteht offenbar eine besondere Gruppe von Gliazellen, die entzündungsfördernd wirken. Durch die Freisetzung eines besonderen Botenstoffs (CSF-1) können sie laut der Studie eine Entzündung auslösen. Ein weiterer Effekt war, dass der erhöhte Level an Glucocorticoiden auf enterische Nervenzellen einwirkte. Die mögliche Folge: Es kann Probleme mit den Darmbewegungen geben, die Symptome bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen verschlimmern sich.

Stress ist allgegenwärtig: doch was ist der häufigste Auslöser?

Wenn Stress Entzündungen im Körper auslöst, ist es wohl besser, ihm aus dem Weg zu gehen. Natürlich ist das leichter gesagt, als getan, denn Stressfallen lauern überall um uns herum. Tatsächlich handelt es sich bei Stress um ein weitverbreitetes Phänomen. Bereits in einer Studie aus dem Jahr 2016 gaben ein Viertel der Teilnehmer an, sich häufig gestresst zu fühlen – vor allem Menschen zwischen dem 30. und 39. Lebensjahr waren betroffen. Ab dem 60. Lebensjahr fühlten sich die Teilnehmer deutlich weniger gestresst als junge oder Personen im mittleren Alter. Was meinst du, was war die Hauptursache für den Stress? Genau, der Job oder die Ausbildungssituation. Direkt auf Platz zwei waren es aber die hohen Ansprüche an sich selbst, die den Körper und die Psyche unter Druck setzten. Auf dem dritten Platz landeten Termine und Verpflichtungen in der Freizeit als Stressauslöser. Außerdem gab es Unterschiede zwischen Männer und Frauen. Bei Männern war oft die berufliche Situation für den Stress verantwortlich, bei Frauen eher die Doppelbelastung von Beruf und Familie. Auch neuere Studien zeigen ein ähnliches „Stressbild“. In der TK-Stressstudie aus dem Jahr 2021 war ebenfalls jeder Vierte häufig gestresst. Zu den Hauptbelastungen zählten hier ebenfalls die Arbeit und die Ansprüche an sich selbst, aber auch die Angst um Angehörige.

Den Stress zu regulieren, ist eine Lebensaufgabe

Hier sitzen und warten, bis der Stress durch sich ändernde äußere Faktoren nachlässt, darauf hast du keine Lust. Du möchtest das Thema Stress nun aktiver angehen, um so deine Psyche und deinen Körper vor den negativen Auswirkungen wie Entzündungen zu schützen – doch wo fängst du an und hörst du überhaupt auf? Zunächst ist Stressregulation eine Lebensaufgabe. Wenn du dich dazu entschließt, den Druck rauszunehmen, wird es viele Situationen geben, in denen du dich erneut an das erinnern musst, was du dir vorgenommen hast. Stressfallen lauern an vielen Stellen und das ein Leben lang. Wichtig ist deshalb, dass du die Stressbekämpfung nicht als kurzfristige Aktion, sondern als permanente Herausforderung wahrnimmst. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass dir das mit der Zeit leichter fallen wird.

Stress lass nach: Erste Hilfe und langfristige Strategien bei Stress

Verspannungen, Kopfschmerzen, Zähneknirschen, Herzrasen, Unruhe und das Gefühl, nicht abschalten zu können – all das können Anzeichen für Stress sein. Natürlich gibt es keinen Ausschalter für Stress, dafür aber einiges, was du in der akuten Situation und langfristig tun kannst, um „herunterzukommen“. Einige Tipps möchte ich dir nun vorstellen.

Erste Hilfe in Stresssituationen:

  1. Tief und langsam atmen: Nimm dir ein paar Momente, um tief ein- und auszuatmen. Atme durch die Nase ein, halte kurz den Atem an und atme dann langsam durch den Mund aus. Das kann dir helfen, deine Anspannung zu lösen und deinen Geist zu beruhigen.
  2. Sich erden: Konzentriere dich auf deine Umgebung. Nenne fünf Dinge, die du sehen kannst, vier Dinge, die du fühlen kannst, drei Dinge, die du hören kannst, zwei Dinge, die du riechen kannst, und eine Sache, die du schmecken kannst. Diese Übung hilft, den Fokus auf das Hier und Jetzt zu lenken und den Stress zu reduzieren.
  3. Visualisieren: Suche einen ruhigen Ort, wie den Pausenraum oder das Schlafzimmer, auf. Nehme eine bequeme Haltung ein und stelle dir einen ruhigen, friedlichen Ort vor. Das kann ein Strand, ein Wald oder ein anderer Ort sein, an dem du dich wohlfühlst. Versinke für einige Minuten in dieser Vorstellung.

Langfristige Strategien bei Stress:

  1. Stresstagebuch führen: Fühlst du dich häufig gestresst, führt kein Weg daran vorbei, die Auslöser zu identifizieren. Das kannst du mit einem Stresstagebuch tun. Schreibe täglich auf, was dich gestresst hat, wie du dich dabei gefühlt hast und wie du dem Stress entkommen bist.
  2. Inspirationen suchen: Kennst du Vera F. Birkenbihl? Sie war die Leiterin des Instituts für gehirn-gerechtes Arbeiten und eine Autorin. Sie hat einmal in einer Rede gesagt, dass wir selbst bestimmen, wie lange wir uns von etwas ärgern lassen. Demzufolge können wir also selbst entscheiden, ob wir in einigen Situationen zu Stresskomplizen werden oder nicht. Setze dir selbst ein „Aufregerzeitlimit“, zum Beispiel 60 Sekunden. Probiere es doch mal aus.
  3. Entspannungsmaßnahmen ausprobieren: Ich bin ein großer Fan von Meditationen (geworden). Sie helfen mir dabei, lästige Gedankenschlaufen zu unterbrechen, die ebenfalls Stress verursachen. Es gibt aber viele weitere Methoden, die Anspannungen lösen. Wie wäre es beispielsweise mit progressiver Muskelentspannung oder Fantasiereisen?

Arktis BioPharma unterstützt deinen antientzündlichen Plan

Es gibt viele Wege, um den Körper zukünftig weniger Entzündungsgefahren auszusetzen. Einer davon ist, den Stress zu reduzieren. Außerdem kannst du es mit einer entzündungshemmenden Ernährung probieren, dabei spielen die Nährstoffe Vitamin C, E und die Spurenelemente Zink und Selen eine Rolle. Eine ausgewogene Lebensmittelauswahl, die reich an Obst und Gemüse ist, eignet sich dafür besonders gut. Außerdem kannst du dich mit unserem ARKTIS CARE - MULTI A-Z um dich selbst kümmern – neben den oben genannten Nährstoffen erhältst du viele weitere dazu, um dich rundum wohlfühlen zu können.

 

Quellen

Wie chronischer Stress Entzündungen verursacht (pharmazeutische-zeitung.de)

Schneider KM, Blank N, Alvarez Y, Thum K, Lundgren P, Litichevskiy L, Sleeman M, Bahnsen K, Kim J, Kardo S, Patel S, Dohnalová L, Uhr GT, Descamps HC, Kircher S, McSween AM, Ardabili AR, Nemec KM, Jimenez MT, Glotfelty LG, Eisenberg JD, Furth EE, Henao-Mejia J, Bennett FC, Pierik MJ, Romberg-Camps M, Mujagic Z, Prinz M, Schneider CV, Wherry EJ, Bewtra M, Heuckeroth RO, Levy M, Thaiss CA. The enteric nervous system relays psychological stress to intestinal inflammation. Cell. 2023 Jun 22;186(13):2823-2838.e20. doi: 10.1016/j.cell.2023.05.001. Epub 2023 May 25. PMID: 37236193; PMCID: PMC10330875.

Tawakol A, Ishai A, Takx RA, Figueroa AL, Ali A, Kaiser Y, Truong QA, Solomon CJ, Calcagno C, Mani V, Tang CY, Mulder WJ, Murrough JW, Hoffmann U, Nahrendorf M, Shin LM, Fayad ZA, Pitman RK. Relation between resting amygdalar activity and cardiovascular events: a longitudinal and cohort study. Lancet. 2017 Feb 25;389(10071):834-845. doi: 10.1016/S0140-6736(16)31714-7. Epub 2017 Jan 12. Erratum in: Lancet. 2017 Feb 25;389(10071):804. doi: 10.1016/S0140-6736(17)30082-X. Erratum in: Lancet. 2017 Feb 25;389(10071):804. doi: 10.1016/S0140-6736(17)30344-6. PMID: 28088338; PMCID: PMC7864285.

Wie sich Stress auf Körper und Psyche auswirkt | gesund.bund.de

Stress – USZ

Was ist eine Entzündung? | Gesundheitsinformation.de

Wo die Angst sitzt | Max Planck Institut für Psychiatrie (mpg.de)

Therapie mit Glukokortikoiden - www.endokrinologie.net

DFG - GEPRIS - Bedeutung enterischer Glia in akuten und chronischen Entzündungen

TK-Stressstudie 2021 | Die Techniker - Presse & Politik